Autobahnen prägen unseren Lebensstil seit 100 Jahren – über sie rollen wir zu einst ferngeglaubten Reisezielen und umgekehrt rollen Lebensmittel aus der ganzen Welt täglich über sie in unsere Supermärkte. Die dabei durch Transport verursachten CO2-Emissionen sind allerdings enorm und die konventionelle Landwirtschaft selbst ist der noch größere Klimakiller.
Mit den angebrochenen Zwanziger Jahren hat eine Dekade begonnen, in der sich Städte und Regionen weltweit ein Wettlauf um klimaneutrale Innovationen in allen Bereichen unseres Wirtschaftssystems bieten. Um hier mitzumischen braucht es mutige Entscheidungen!
“Morgenfarm Berlin” ist eine Konzeptskizze, die das Zeug hat wirtschaftspolitische Weichen für Berlin zu stellen: Aus einem rückwärtsgewandten Verkehrsprojekt würde eine hocheffiziente, dezentrale, ressourcen- und emissionensparende Vertikale Farm, die die Berliner Bevölkerung krisenresistent mit frischen Vitaminen und Proteinen versorgt.
„Ich bin überzeugt, dass Vertical Farming zukünftig auch in Mitteleuropa einen wichtigen Beitrag leisten wird. Vertical Farming wird nicht die klassische Landwirtschaft oder den Gartenbau ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Die größten Vorteile von Vertical Farming sind der geringe Wasserverbrauch, die hohe Produktivität und die von den Außenbedingungen unabhängig exakt steuerbaren Wachstumsbedingungen.“
Prof. Dr. Heike Mempel von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Bayern gilt als eine der landesweit renommiertesten Expertinnen für Vertical Farming.
Das morgenfarm berlin Konzept sieht vor, das bereits gebaute Trogbauwerk des 16. Bauabschnitts der Berliner Stadtautobahn als “Vertikale Farm” zu nutzen und folgt damit einem weltweiten Trend. Insbesondere in Asien und den U.S.A. fließen große Investitionen in diesen Zukunftsmarkt, aber auch in Dänemark entsteht bspw. eine riesige Vertikale Farm. Durch ihre Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen (Sonne, Regen, Temperatur) sind Vertikale Farmen ganzjährige Produktionsstätten von Früchten, Gemüse, Speisepilzen, Algen oder Insekten. Als Kreislaufwirtschaft vereinen sie Hydrokulturen mit kurzen Transportwegen zum Endverbraucher. Vertikale Farmen sind hocheffizient im Umgang mit Ressourcen und frei von Pestiziden. Sie sichern der lokalen Stadtbevölkerung auch in Krisenzeiten frische und vitaminreiche Nahrungsmittel.
Um den Ertrag der morgenfarm berlin im Detail zu kalkulieren, muss im nächsten Schritt eine Machbarkeitsstudie unter Beteiligung diverser Expertisen erstellt und das Anbauverfahren im Detail konzipiert werden. Angesichts der enormen Innovationskurve bei den notwendigen Schlüsseltechnologien (Robotik, regenerativen Energien, LED-Technologie) sowie der riesigen Grundfläche von 100.000 m2 (3,2 Kilometer x 31,5 Meter Regelschnitt) lässt sich allerdings schon heute behaupten, dass die im “Berliner Trog” wachsenden Nahrungsmittel einen großen Beitrag zur Versorgung der Berliner*innen leisten können.
"Urban Farming ist heute viel mehr als eine romantische Idee. Im Bereich von City-Farming und Aquaponic-Farming haben wir inzwischen eine gute Profitabilität erreicht sowie ein erfreuliches Wachstum von Arbeitsplätzen und Umsätzen.“
Frank Sippel ist Mitgründer von ECF Farmsystems – ein Unternehmen, welches bereits seit 2015 Stadtfarmen in Berlin betreibt und große Einzelhandelsketten beliefert.